Flexible Arbeitszeit: In der Digitalisierung immer wichtiger und einfacher umzusetzen

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Das Wichtigste in Kürze:
Die Forderung nach flexibler Arbeitszeit ist noch relativ neu. Die Verhandlungen werden zwischen Arbeitnehmern und Gewerkschaften auf der einen und Arbeitgebern und deren Verbänden auf der anderen Seite geführt. Bislang ging es meist um Lohnerhöhungen oder Arbeitszeitverkürzungen. Flexible Arbeitszeit kann nun eine Möglichkeit sein, beide klassischen Forderungen ohne eine Verteuerung der Arbeitsplätze zu erreichen.
Das Arbeitszeitgesetz schafft die nötigen rechtlichen Rahmenbedingungen, um flexible Arbeitszeit in einen Betrieb zu integrieren. Zu unterscheiden sind allerdings die rein betriebswirtschaftlich argumentierten Arbeitszeiten, im Sinne der Betriebseffizienz, sowie die tatsächliche flexible Arbeitszeit, bei der auch der Mitarbeiter mitbestimmen kann.
Schon gewusst?
Die Einhaltung der gesetzlichen Bestimmungen zur Arbeitszeit ist vom Betriebsrat zu überwachen. Daher sind Modelle mit flexibler Arbeitszeit in den meisten Fällen bereits unter Beteiligung der Arbeitnehmervertreter ausgehandelt worden.
Grundsätzlich können auch Schichtarbeiten, Teilzeitarbeit oder konventionelle Überstunden als flexible Arbeitszeitmodelle gelten. Allerdings sind alle diese Lösungen in der Regel vom Arbeitgeber diktiert. Echte, moderne Modelle sind hingegen folgende:
Bislang galt die Höhe des Entgelts als wichtigste Verhandlungsmasse zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer. Doch dies ändert sich, vor allem in Bereichen mit hoher Nachfrage nach Fachkräften, etwa in der IT. Fachleute verlangen nach mehr Zeitsouveränität, um die eigene Zeit besser nutzen zu können. Das statische Arbeiten von 9 bis 5 wird diesem Verlangen oft nicht gerecht.
Flexible Arbeitszeiten ermöglichen es Ihnen, private Verpflichtungen besser in den Alltag zu integrieren. Behördengänge oder Arztbesuche müssen dann nicht mehr an Urlaubstagen gemacht werden und auch die Kinderbetreuung gestaltet sich oft einfacher. Doch auch Freizeitaktivitäten haben mehr Spielraum. Das erhöht Zufriedenheit und Frische des Personals.
Nicht zuletzt ist auch die reine und starre Arbeitszeit ein Stressfaktor, den moderne Unternehmen erkannt haben. Microsoft Japan verringerte 2019 die Arbeitszeit testweise um einen vollen Tag pro Woche und hatte Erfolg. Mitarbeiterzufriedenheit und Umsatz stiegen deutlich.
Schon gewusst?
Studien zufolge nimmt die Leistungsfähigkeit bei mehr als 25 Stunden Arbeit pro Woche deutlich ab – vor allem bei hochqualifizierten und kreativen Tätigkeiten. Stress und dauerhafte Produktivitätseinbußen sind die Folge.
Abgesehen von den positiven Auswirkungen auf die Motivation und Gesundheit des Personals gibt es weitere gute Gründe, warum Unternehmen auf flexible Arbeitszeiten setzen sollten. Das gilt vor allem in Zeiten der Digitalisierung, da sich durch technologische Errungenschaften und Automatisierung die Betriebszeiten von den Arbeitszeiten entkoppeln.
Untätige oder unterforderte Arbeitnehmer sind für Unternehmen hochgradig unwirtschaftlich. Gleichzeitig sind Überstunden bei hohem Arbeitspensum teuer. Gleitzeitmodelle und Arbeitszeitkonten helfen dabei, unproduktive Phasen zu verringern und Hochphasen günstiger mit Personal zu besetzen.
Besonders Unternehmen, die um immer knapper werdende Fachkräfte buhlen, können sich durch flexible Arbeitszeiten einen Vorteil verschaffen. Moderne Familien sehen Zeit als höchstes Gut an, sofern der Verdienst eine gewisse Schwelle überschritten hat. Unternehmen punkten dann eher durch flexible Arbeitszeit als durch ein paar Euro mehr auf dem Gehaltscheck.
Trotz der Vorteile flexibler Arbeitszeiten müssen natürlich die rechtlichen Vorgaben stets eingehalten werden – etwa zu Pausenzeiten oder Ruhezeiten zwischen Schichten. Zugleich besteht bei manchen Arbeitszeitmodellen die Gefahr, unbewusst oder aus Pflichtgefühl unvergütete Mehrarbeit zu leisten. Dies wirkt natürlich den eigentlichen Vorteilen der flexiblen Arbeitszeiten entgegen.
Zeit als knappe Ressource wird immer wichtiger – für Arbeitnehmer genauso wie für Arbeitgeber. In der Digitalisierung spielt die reine Arbeitszeit nicht mehr die wichtigste Rolle. Geistige Frische, Kosteneffizienz und Mitarbeitermotivation hingegen erreichten viele Unternehmen nur durch flexible Arbeitszeitmodelle. Bei Gleitzeit, Jobsharing oder Langzeitarbeitskonto profitieren am Ende meist alle Beteiligten.