Das geflügelte Sprichwort „Man lernt nie aus“ hat wohl jeder schon einmal gehört. Doch was bedeutet lebenslanges Lernen konkret? Wie wirkt es sich auf die Gesellschaft aus und welche Folgen hat es für die Arbeitswelt? Wir zeigen Ihnen im folgenden Artikel, worum es beim Konzept des lebenslangen Lernens wirklich geht und welche Wege es für Sie gibt, davon beruflich sowie privat zu profitieren.
Das Wichtigste in Kürze:
- Lebenslanges Lernen bedeutet zunächst, ein Bewusstsein für die stetige individuelle Weiterentwicklung zu schaffen, ohne Lernen als Strafe wahrzunehmen.
- Lebenslanges Lernen gilt in der modernen Arbeitswelt als Grundkompetenz, um mit der rasanten technologischen Entwicklung Schritt halten zu können.
- Von Bildungspolitik und Unternehmen wird das Konzept sehr ambivalent umgesetzt und oft fehlt es an der nötigen Lernumgebung für die optimale Personalentwicklung.
- Wichtige Grundelemente für ein lebenslanges Lernen sind Lesen, Lernen von anderen sowie das Ausprobieren von neuen Aufgaben.
- Professionelle Weiterbildungen und Seminare sind ein weiterer wichtiger Baustein für das lebenslange Lernen – vor allem im beruflichen Kontext.
Das bedeutet lebenslanges Lernen
Ursprünglich ist „lebenslanges Lernen“ ein Konzept aus den Erziehungswissenschaften. Die Erziehung und Ausbildung in Kindes- und Jugendjahren soll dazu ermutigen und befähigen, auch als Erwachsener noch selbstständig dazuzulernen. Die Bildungssysteme sollen die nötigen Informationskompetenzen lehren.
Lebenslanges Lernen zielt natürlich vor allem auf die Aus- und Weiterbildung hinsichtlich der beruflichen Produktivität ab. Doch auch im privaten, gesellschaftlichen und politischen Bereich soll lebenslanges Lernen helfen, zu bilden und die Lebensqualität zu erhöhen.
Von Unternehmen wird lebenslanges Lernen gern in den Kontext der Globalisierung und Digitalisierung gerückt. Stetiges Weiterbilden und das Anpassen an die rasanten Veränderungen gelten als Grundkompetenz, um in der modernen Arbeitswelt - auch VUKA-Welt genannt - bestehen zu können.
Schon gewusst?
Lebenslanges Lernen soll nicht in erster Linie eine Anstrengung oder gar Strafe sein. Das Erlernen neuer Fertigkeiten erhöht die Zufriedenheit und kann oft sogar Spaß machen. Auch der Karriereschub durch eine Weiterbildung macht langfristig glücklich.
Lebensbegleitendes Lernen im deutschen Bildungssystem
In den vergangenen Jahrzehnten gab es in vielen Bildungsinstitutionen eine lebendige Debatte darüber, ob die momentanen Ausbildungssysteme noch zeitgemäß sind. In vielen Berufen reicht es einfach nicht mehr aus, sich auf das während der Ausbildung erlangte Wissen zu stützen. Lebenslanges Lernen schien vielen als notwendige Forderung.
Aufgrund der Unschärfe des Begriffs „lebenslanges Lernen“ gibt es kein einheitliches Konzept oder gar eine bildungspolitische Handlungsanweisung. Wohl aber gibt es auf Länder- und Kommunalebene diverse Initiativen, die das lebenslange Lernen fördern und stärken möchten.
Lebenslanges Lernen im Beruf
Viele Beschäftigte scheinen noch immer im alten Denken zu verharren, dass das Wissen aus einer Ausbildung von etwa drei Jahren ausreicht, um vierzig Jahre gewinnbringend zu arbeiten. Doch in den meisten Fällen ist das nicht gegeben. Vielmehr sind Sie als Mitarbeiter heute immer mehr dazu aufgefordert, sich weiterzubilden und sich dem Konzept des lebenslangen Lernens zu öffnen.
Unternehmen bieten ihren Mitarbeitern jedoch nur selten ein Umfeld, um effektiv lernen zu können. Gerade das Lernen am Arbeitsplatz und die damit einhergehende Verbindung von Theorie und Praxis ist besonders erfolgreich und vor allem nachhaltig. Es muss ein Umdenken stattfinden, um lebenslanges Lernen dort zu ermöglichen, wo die eigentliche Tätigkeit ausgeführt wird.
Das 70-20-10-Modell
Ein moderner Ansatz zum Thema lebenslanges Lernen bietet das sogenannte 70-20-10-Modell. Demnach werden nur 10 Prozent aus traditionellen schulischen Maßnahmen, 20 Prozent von Kollegen und Vorgesetzten erlernt. Überwältigende 70 Prozent aber, entstehen durch das Ausprobieren neuer Aufgaben und der direkten Anwendung des Gelernten in der Praxis.
Unterschiedliche Wege des lebenslangen Lernens
Vieles aus dem Themenkomplex des lebenslangen Lernens klingt überaus theoretisch und komplex. In der Praxis ist lebenslanges Lernen gar nicht so aufwändig. Ziel ist es, sich neues Wissen anzueignen – sei es noch so marginal und unscheinbar. Dies ist vor allem durch folgende Maßnahmen realisierbar:
Lesen
Lesen bildet. Jedes Buch, sei es ein Fachbuch oder eine leichte Lektüre, bildet weiter und führt dazu, über Dinge nachzudenken. Das trainiert die Synapsen und führt zu neuen Erkenntnissen oder auch zu konkretem Wissen, das sich anwenden lässt.
Von anderen lernen
Teamwork ist im modernen Arbeitsleben wichtiger denn je. Nutzen Sie diese Entwicklung, indem Sie von Ihren Kollegen lernen. Vergessen Sie das Konkurrenzdenken und freuen Sie sich, wenn jemand anderes etwas besser kann. Dann können Sie von demjenigen lernen.
Ausprobieren
Probieren Sie neue Möglichkeiten aus. Das muss sich nicht einmal auf die Arbeit beschränken. Backen Sie, nähen Sie, gehen Sie zum allerersten Mal Skifahren oder reparieren Sie Ihr Fahrrad. Etwas selbst zu tun, ist der beste und dankbarste Weg, um etwas zu lernen.
Weiterbildungen
Bestimmte Zusammenhänge lassen sich nicht ohne die nötigen theoretischen Vorkenntnisse erlernen. Anstatt sich diese autodidaktisch anzulesen, können Sie Weiterbildungen und Seminare besuchen. Hier werden die Inhalte effektiv und professionell aufbereitet, sodass Sie schnell zur praktischen Phase übergehen können.
Kurz und knapp: Lebenslanges Lernen
Das Konzept des lebenslangen Lernens stammt aus der Erziehungswissenschaft, wird heute aber oft als Voraussetzung für die digitale Arbeitswelt verstanden. Mitarbeiter müssen lebenslang lernen, um mit der rasanten Entwicklung der Welt Schritt halten zu können. Der beste Weg zum lebenslangen Lernen führt über das Lernen von anderen, aber auch über Eigenbemühungen, professionelle Weiterbildungen und nicht zuletzt das proaktive Ausprobieren von neuen Tätigkeiten.