Mann ist etwas unsicher und schaut auf Dokumente

Rückforderungen des Jobcenters treffen viele Leistungsberechtigte oftmals unvorbereitet und sind eine zusätzliche Belastung. Doch wie lassen sich Schulden beim Jobcenter regulieren? Was passiert bei Zahlungsverzug? Und in welchen Fällen kann das Jobcenter Leistungen kürzen? Das Wichtigste vorab:

  • Schulden beim Jobcenter entstehen häufig durch unerwartete Rückforderungen oder Darlehen.
  • Eine Rückzahlung ist in vielen Fällen per Ratenzahlung (5-10% des Regelsatzes) möglich.
  • Bei Nichtzahlung kann das Bürgergeld gekürzt oder ein Vollstreckungsverfahren eingeleitet werden.

Dieser Artikel klärt Sie auf und bietet Orientierung bei offenen Forderungen und Darlehensrückzahlungen.

Wie entstehen Schulden beim Jobcenter?

Rückforderungen durch das Jobcenter entstehen in der Regel, wenn Bürgergeld-Leistungen zu Unrecht oder in zu hoher Höhe ausgezahlt wurden. Die häufigsten Gründe sind Änderungen im Einkommen, eine verspätete Mitteilung über neue Beschäftigungen oder fehlerhafte Angaben im Antrag.

Auch Darlehen, die für bestimmte Bedarfe wie eine Mietkaution oder Haushaltsgeräte gewährt wurden, gelten formal als Schulden und müssen zurückgezahlt werden. Die Rückforderung erfolgt in diesen Fällen meist zeitversetzt – das führt dazu, dass das Geld im Alltag oft nicht mehr verfügbar ist, wenn der Bescheid eintrifft.

Kann man Schulden beim Jobcenter in Raten zahlen?

Wer nicht in der Lage ist, die geforderte Summe sofort zu begleichen, hat die Möglichkeit, beim Jobcenter eine Ratenzahlung zu beantragen. Dabei kann die monatliche Höhe flexibel angepasst werden, solange das Existenzminimum gewahrt bleibt.

Ratenzahlung beim Jobcenter

So gehen Sie am besten vor, wenn Sie Ihre Schulden beim Jobcenter in Raten abzahlen möchten:

  • Antrag beim zuständigen Jobcenter (schriftlich empfohlen)
  • Nachweise über die finanzielle Situation (z. B. Kontoauszüge, Mietkosten)
  • Vorschlag für realistische monatliche Ratenhöhe

Auch eine Stundung, also ein zeitlich befristeter Zahlungsaufschub, ist möglich – etwa, wenn aktuell keine Rückzahlung leistbar ist, aber sich die finanzielle Situation perspektivisch verbessern könnte. Ziel ist es, eine einvernehmliche Lösung zu finden, die eine Rückzahlung ermöglicht, ohne den Lebensunterhalt zu gefährden.

Was passiert, wenn man Schulden beim Jobcenter nicht zurückzahlt?

Wird auf einen Rückforderungsbescheid nicht reagiert, kann das Jobcenter Maßnahmen zur Eintreibung der Schulden einleiten. Zunächst erfolgt in der Regel eine Verrechnung mit dem laufenden Bürgergeld. Dabei darf in der Regel ein Anteil von 5 bis 10% des zustehenden Regelbedarfs einbehalten werden. In Einzelfällen – etwa bei mehreren parallelen Rückforderungen – kann dieser Betrag auf bis zu 30% steigen. Kommt es auch danach zu keiner Einigung, ist ein gerichtliches Mahnverfahren möglich. In letzter Konsequenz kann die Forderung an das Hauptzollamt übergeben werden, das berechtigt ist, Pfändungen oder Vollstreckungsmaßnahmen einzuleiten.

Die gute Nachricht: In vielen Fällen lassen sich solche Konsequenzen durch frühzeitige Kontaktaufnahme mit dem Jobcenter vermeiden.

Kürzung des Bürgergelds zur Schuldentilgung

Offene Forderungen kann das Jobcenter direkt mit den laufenden Bürgergeld-Leistungen verrechnen. Der Standardabzug liegt bei 10%, was bei einem Regelbedarf von derzeit 563€ das einem monatlichen Einbehalt von 56,30€ entspricht.

Was bei einer Bürgergeld Kürzungen gilt:

  • Maximal 30% Kürzung bei mehreren Forderungen gleichzeitig
  • Leistungen zur Unterkunft und Heizung bleiben unberührt
  • Das Existenzminimum darf nicht unterschritten werden
  • Eine vollständige Kürzung ist nicht zulässig

Die Verrechnung beginnt in der Regel im Monat nach Zustellung des Rückforderungsbescheids, sofern keine andere Vereinbarung getroffen wurde.

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    Wann sind Schulden beim Jobcenter verjährt?

    Schulden gegenüber dem Jobcenter unterliegen der regulären Verjährungsfrist nach § 52 SGB X. Diese beträgt 30 Jahre ab dem Ende des Jahres, in dem der Bescheid bestandskräftig wurde. Innerhalb dieser Zeit kann das Jobcenter die Rückzahlung jederzeit einfordern oder vollstrecken lassen.

    Wird die Forderung über längere Zeit nicht aktiv eingefordert, ist eine vorzeitige Verjährung nur unter sehr engen Voraussetzungen möglich. Entscheidend ist, dass Betroffene ihre Rechte kennen und nicht vorschnell Zahlungen leisten, wenn die Verjährung bereits eingetreten sein könnte.

    Darlehen vom Jobcenter für Schulden

    In besonders schwierigen Lebenslagen kann das Jobcenter ein zinsloses Darlehen gewähren – etwa zur Vermeidung von Wohnungslosigkeit oder Energiesperren. Der Antrag muss in der Regel gut begründet und mit entsprechenden Nachweisen belegt werden.

    Anerkannte Darlehensgründe können etwa Mietrückstände bei drohender Kündigung oder auch Strom- oder Gasschulden bei angekündigter Sperre sein. Auch eine notwendige Haushaltsausstattung – etwa nach einem Wohnungswechsel, einer Trennung oder dem erstmaligen Bezug einer eigenen Wohnung – kann unter bestimmten Voraussetzungen durch ein Darlehen finanziert werden. Eine enge Abstimmung mit dem Jobcenter ist empfehlenswert, um die Chancen auf eine Bewilligung zu erhöhen.

    Darlehen vom Jobcenter

    Folgendes ist wichtig zu wissen, wenn es um die Rückzahlung des Jobcenter Darlehens geht:

    • Rückzahlung erfolgt in monatlichen Raten – meist 10% des Regelbedarfs
    • Tilgung beginnt in der Regel mit dem Folgemonat nach Auszahlung des Darlehens
    • Es handelt sich um eine Ermessensleistung (kein Rechtsanspruch auf Darlehen)

    Kurz und knapp: Schulden beim Jobcenter

    Schulden beim Jobcenter können belastend sein – gerade dann, wenn die eigene finanzielle Lage ohnehin angespannt ist. Dennoch gibt es in den meisten Fällen Handlungsspielräume: Rückzahlungsmodalitäten lassen sich individuell anpassen, Stundungen vereinbaren oder sogar durch geeignete Darlehen überbrücken.

    Wer frühzeitig Kontakt zum Jobcenter aufnimmt und seine Situation offenlegt, erhöht die Chance auf eine zufriedenstellende Lösung für beide Parteien. Nutzen Sie zudem die eine unverbindliche Beratung, um Ihre Situation frühzeitig zu stabilisieren – etwa bei Schuldnerberatungsstellen oder Sozialverbänden. So lassen sich Überschuldung und weitergehende Sanktionen häufig vermeiden.

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    2025-07-21 Rückforderungen des Jobcenters treffen viele Leistungsberechtigte oftmals unvorbereitet und sind eine zusätzliche Belastung. Doch wie lassen sich Schulden beim Jobcenter regulieren? Was passiert bei Zahlungsverzug? Und in welchen Fällen kann das Jobcenter Leistungen kürzen? Das Wichtigste vorab: Dieser Artikel klärt Sie auf und bietet Orientierung bei offenen Forderungen und Darlehensrückzahlungen. Wie entstehen Schulden beim Jobcenter? […]

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