Mann im Schwimmbad auf einem Sprungturm

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Wir haben hierzulande ein recht festgefahrenes Verständnis was das Verhältnis von Lernen und Arbeiten angeht. Erst wird etwas erlernt, dann wird es mit Hilfe des erworbenen Wissens in die Praxis umgesetzt. Das mag in mancher Hinsicht richtig und wichtig sein, hat aber auch seine Nachteile. Viel Potential bleibt nämlich ungenutzt, wenn Arbeitnehmer nicht die Chance haben, an neuen Aufgaben zu wachsen und während der Arbeit dazuzulernen. Das entsprechende Konzept des Learning by Doing greift diesen Ansatz auf – mit erstaunlichen Auswirkungen auf jeden einzelnen. Erfahren Sie hier, wie Sie Learning by Doing selbst für sich nutzen können, ohne an Professionalität zu verlieren.

Das Wichtigste in Kürze:

  • Learning by Doing ist ein pädagogisches Konzept, das sich seit dem 19. Jahrhundert entwickelt hat und heute fester Bestandteil der schulischen Ausbildung ist.
  • Das Konzept wird im Zuge der digitalen Transformation mehr und mehr auf die Arbeitswelt übertragen, um Mitarbeiter vielseitig und flexibel zu bilden.
  • Dem Learning by Doing steht die grundsätzliche Scheu vor Fehlern gegenüber. Sowohl Arbeitgeber als auch Arbeitnehmer müssen lernen, diese Scheu abzulegen.
  • Wollen Sie Learning by Doing im Alltag nutzen, dann stehen Sie Neuem aufgeschlossen gegenüber und wagen Sie das Ausprobieren.
  • Unterstützen Sie Ihre Bemühungen durch theoretische Weiterbildungen, einen erfahrenen Kollegen oder Partner, die mit Ihnen gemeinsam das Neue angehen.

Learning by Doing – Was bedeutet das?

Learning by Doing – also das Lernen durch Handeln – kann auf mehrere Arten verstanden werden. Grundsätzlich lernen Menschen stets durch Ausprobieren dazu, weswegen das Learning by Doing im Grunde ein fester Bestandteil unseres Lebens ist. In der Pädagogik gilt das Learning by Doing seit dem 19. Jahrhundert als Gegenentwurf zum starren Auswendiglernen.

In der Arbeitswelt hingegen ist das Learning by Doing noch recht neu. Zwar haben Auszubildende und neue Mitarbeiter schon immer betriebsinterne Prozesse durch stetige Wiederholung erlernt und verinnerlicht, doch handelt es sich dabei nicht um eine wirkliche Methode, sondern eher um ein Nebenprodukt des Arbeitsalltags.

Heute verstehen wir unter Learning by Doing nicht nur das Erlernen neuer Fähigkeiten durch Anwendung, sondern vor allem auch die zugehörige Selbstreflexion.

Wenn Sie bei der Arbeit neue Dinge erlernen, sollten Sie sich also immer fragen:

  • Habe ich die neuen Inhalte schnell und richtig verstanden?
  • Wo gab es Probleme und was könnte dazu geführt haben?
  • Welche Stärken und Schwächen haben sich offenbart?
  • Was würde ich beim nächsten Mal anders machen?

Ein Konzept für lebenslanges Lernen

Obwohl das Learning by Doing eigentlich ein pädagogisches Konzept ist und daher vor allem in Schulen und Hochschulen zur Anwendung kommt, spielt es auch im Erwachsenenleben eine große Rolle. In der modernen VUKA-Arbeitswelt sind Arbeitnehmer durch den rasanten Wandel gezwungen, lebenslang zu lernen. Learning by Doing begleitet diese Erfordernis ideal.

Theoretisch Gelerntes in die Tat umzusetzen und völlig Neues ohne Angst auszuprobieren sind die beiden Eckpunkte des Learning by Doing. In vielen, aber nicht allen Berufen ist dies ohne weiteres möglich. So kann ein Programmierer sich neue Funktionen einer Programmiersprache durch Ausprobieren erschließen, ohne dabei das Arbeitsergebnis zu gefährden. Ein Chirurg sollte Vergleichbares lieber nicht tun.

Schon gewusst?

Viele Arbeitgeber machen den Fehler, zu glauben, Learning by Doing wäre gleichbedeutend mit dem Lernen neuer Fähigkeiten neben dem Beruf. Doch das ist falsch. Wirkliches Lernen benötigt immer ein Bewusstsein für den Lernprozess. Sie müssen sich auf das Neue konzentrieren, um es lernen zu können. Mal eben so nebenbei lernen Sie vermutlich kaum etwas.

Die Scheu vor dem Scheitern im Arbeitsleben

Dass Learning by Doing momentan noch wenig Anhänger in der Berufswelt hat, ist vor allem der Angst vor dem Scheitern geschuldet. Sowohl Arbeitgeber als auch Arbeitnehmer scheuen davor zurück durch Lernprozesse oder Fehler an Produktivität einzubüßen. Doch das Lernen durch Ausprobieren impliziert immer auch das Scheitern als Teil des Konzepts.

Damit Learning by Doing sich als gewinnbringendes Konzept durchsetzen kann, muss sich also das Verhältnis zum Scheitern wandeln. Während es bei Kindern völlig in Ordnung ist, zu scheitern und es noch einmal zu probieren, fürchten Erwachsene nur allzu schnell die negativen Konsequenzen – und das nicht ohne Grund.

Arbeitgeber sollten ihre Angestellten ermutigen, sich neuen Herausforderungen zu stellen. Langfristig werden sie so wertvoller und flexibler – ein Muss in der digitalen Welt. Doch das über Jahrzehnte festgesetzte Ideal, bei dem zu bleiben, was bekannt ist, ist aus den Köpfen leider nicht so leicht zu entfernen.

Wie Sie Learning by Doing für sich nutzen können

Learning by Doing bedeutet nicht unbedingt, sich völlig unvorbereitet neuen Dingen zu stellen. Es geht vielmehr darum, theoretisches Wissen anzuwenden, um Gelerntes zu vertiefen und zu verankern. In der Schule wird schließlich auch erst ein Buch gelesen, ehe begonnen wird, das Gelesene praktisch anzuwenden – etwa in einem Experiment.

Wenn Sie in Ihrem Arbeitsalltag vor neuen Herausforderungen stehen, können Sie sich diesen mit dem Konzept des Learning by Doing viel selbstbewusster annähern. Ein neuer Computer in der Abteilung? Ausprobieren, was das Gerät kann! Neue Software im Büro? Bestimmt erleichtert diese mittelfristig Ihren Alltag! Vieles ist auch Einstellungssache.

Expertentipp

In vielen Fällen reicht autonomes Learning by Doing nicht aus, um sich neue Inhalte zu erschließen. Wenn im Betrieb niemand bereitsteht, um Ihnen Neues zu erklären, sollten Sie selbst die Grundlagen schaffen. Das kann durch Lektüre eines Fachbuchs oder durch das Absolvieren einer berufsbegleitenden Seminars geschehen.

Tipps für das Learning by Doing

  • Bereiten Sie sich vor, aber wagen Sie den schnellen Sprung in die Praxis. Wer zu lange in der Theorie verharrt, wird oft von der Komplexität erschlagen und traut sich nicht mehr in die Praxis. Lesen Sie sich Grundwissen an und lernen Sie den Rest beim Ausprobieren.
  • Suchen Sie sich einen Mitstreiter. Learning by Doing hat eine starke soziale Komponente. Gemeinsam mit anderen gibt es häufig viel schnellere Fortschritte als allein. Wenn der Partner sogar über mehr Erfahrung verfügt, profitieren Sie doppelt.
  • Akzeptieren Sie Fehler. Rück- und Fehlschläge sind ein fester Bestandteil des Learning by Doing. Haben Sie keine Angst, Fehler zu machen. Diese bestärken den Lernprozess und sind ein Schritt auf dem Weg, es richtig zu machen.
  • Nicht aufgeben, aber auch nicht verrennen. Bleiben Sie hartnäckig, auch wenn manches anfangs unmöglich scheint. Seien Sie aber auch realistisch. Wenn etwas partout nicht klappen will, ist es auch in Ordnung, es sein zu lassen. Niemand kann alles.

Kurz und knapp: Learning by Doing

Das pädagogische Konzept des Learning by Doing kann Ihnen im Alltag helfen, sich mit neuen Situationen oder Aufgaben schneller zurechtzufinden. Unterstützt von theoretischem Wissen oder fachkundiger Anleitung können Sie sich neue Fähigkeiten durch Ausprobieren und Anwenden sehr schnell selbst aneignen. So bleiben Sie flexibel und steigern Ihren Marktwert – ein Muss in Zeiten rasanter Veränderungen.

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2024-01-18 Wir haben hierzulande ein recht festgefahrenes Verständnis was das Verhältnis von Lernen und Arbeiten angeht. Erst wird etwas erlernt, dann wird es mit Hilfe des erworbenen Wissens in die Praxis umgesetzt. Das mag in mancher Hinsicht richtig und wichtig sein, hat aber auch seine Nachteile. Viel Potential bleibt nämlich ungenutzt, wenn Arbeitnehmer nicht die Chance […]

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